Heiserkeit kann die Folge von zu vielem und starkem Husten sein. Und da das Hauptsymptom einer Coviderkrankung der starke Husten ist, gibt es vermehrt Menschen mit Stimmproblemen nach einer Coviderkrankung.
Dieser Blogbeitrag ist ein sehr persönlicher, da ich den Verlauf meiner Coviderkrankung schildere, durch die ich das erste Mal selber Stimmprobleme kennen gelernt habe. Ich hoffe sehr, dass mein Verhalten und meine Tipps auch Sie gut durch die Folgen von Covid begleiten:
MEINE STIMME NACH COVID
Meine Stimme war nach 5 Tagen Husten sehr müde, behaucht und kraftlos. Die Stimmlippen, hatte ich das Gefühl, waren dick und angespannt und die Kontaktflächen waren gering und trocken. Meine Klanghöhe war tiefer als normal.
Wenn ich zu sprechen begonnen habe, ist die Stimme nicht sofort „ angesprungen“ sondern wurde erst nach 3-4 Worten klangvoller. Bis dahin klang sie brüchig und heiser.
Ich musste öfter Luft holen, da durch die unebene Schleimhautoberfläche meiner Stimmlippen, der Stimmlippenschluss nicht kontaktvoll möglich war. Auch klang sie durch die vermehrte Schleim Produktion heiser.
Heiserkeit kann die Folge von zu vielem und starkem Husten sein.
Machen wir einen Ausflug in die Anatomie und Funktionsweise des Kehlkopfes = Sitz unserer Stimme, damit die Zusammenhänge klarer werden:
SPRECHEN oder SINGEN
Der Kehlkopf ist der oberste Teil unserer Luftröhre, gewissermaßen der Eingang Richtung Lungen.
In diesem Kehlkopf sind von vorne nach hinten die zwei Stimmlippen aufgespannt. Man nennt diesen Bereich auch Stimmritze.
Wenn wir atmen ziehen sich die Stimmlippen seitlich zurück und stehen, von oben gesehen, in Dreiecksform auseinander.
Wenn wir sprechen oder singen, saugt die Luft aus unseren Lungen die Stimmlippen zueinander, diese berühren einander, lösen sich wieder, kommen so in Schwingung und erzeugen damit einen Klang. Ähnlich einem Saiteninstrument das gezupft wird.
ERSTE AUFGABE
Ursprünglich war unser Kehlkopf dazu konzipiert unsere Lungen vor eindringenden Unreinheiten oder Wasser zu schützen. Da spreche ich von der Zeit als wir noch Lurche waren.
Das klarste Bild, das ich Ihnen dazu geben kann ist: Luft anhalten!
Wenn Sie ins Wasser springen, halten Sie die Luft an.
Aber was passiert da genau?
LUFT ANHALTEN
Beim Luft anhalten, pressen (!) die Stimmlippen gegeneinander und verschließen damit den Eingang in unsere Lungen. Es kann somit einerseits kein Wasser eindringen, kein Staub, keine Keime und andererseits ist die Luft in der Lunge eingeschlossen.
Probieren Sie es aus!
Halten Sie die Luft an und Sie werden ein Druckgefühl in Ihrem Hals spüren.
DAS sind Ihre Stimmlippen, die gegeneinander pressen, die Luft in Ihren Lungen einschließen und dadurch einen hohen Druck in Ihrem Kehlkopf erzeugen.
Soweit so klar.
Wie kommt aber etwas das IN der Lunge ist, wieder raus? Wie zum Beispiel Sekret bei grippalen Erkrankungen oder bei Entzündungen?
Durch HUSTEN.
Was passiert beim Husten?
Das Hauptsymptom einer Coviderkrankung ist ja der starke Hustenreiz.
HUSTEN
Ein Hustenstoß läuft wie folgt ab:
Die vorhandene Luft IN der Lunge schießt durch den Hustenimpuls plötzlich nach oben, stößt gegen den Widerstand der fest aneinander gepressten Stimmlippen und hat trotzdem nur eines im Sinn: nach außen zu kommen.
Wenn nun der Druck unterhalb der sogenannten Stimmritze immer mehr ansteigt und so hoch wird, dass sich die Stimmlippen öffnen müssen, katapultiert sich die darunter gestaute Luft mit immenser Kraft und Lautstärke nach außen. Durch den Sog dieses Luftstroms wird alles mitgerissen, was in der Lunge nicht sein soll und die Lunge somit gereinigt.
So ein Hustenstoß kann schon an die 130dB betragen. Das ist ähnlich laut, wie der Start eines Flugzeuges. Ein Hustenstoß kommt selten allein und so wiederholen sich diese innerhalb von Sekunden und Minuten und das über Stunde und Tage.
Ich nehme an, dass Ihnen durch diese Beschreibung klar geworden ist, WIE stark die Stimmlippen bei starkem Husten beansprucht werden.
Mein eingangs beschriebener Zustand hielt 4 Tage zu 100% an, mit weiteren 4 Tagen wurde meine Stimme kraftvoller, doch die Schleimproduktion blieb unverändert hoch. Wenn ich zu sprechen beginnen wollte, lag ein zäher Film auf den Stimmlippen. Meinen eigenen Ratschlag befolgend, das versteht sich von selbst, habe ich NICHT geräuspert sondern einfach zu sprechen begonnen. Nach ein paar Wörtern war die Stimme wieder klar, doch ein mir unbekannter wiederkehrender Hustenreiz, unterbrach mich immer wieder. Was nicht nur meine Stimme belastete sondern auch meine Freude am Sprechen trübte. So teilte ich mir meine Sprechaktionen sehr gut ein.
Und dann kam Weihnachten und das Weihnachtslieder singen! Puh! Soooo unbelastbar habe ich meine Gesangsstimme noch nie erlebt. Der Stimmeinsatz war rau, die Tonsicherheit fragil und die Höhen kaum anzusteuern. So habe ich sie weggelassen.
All diese Symptome kenne ich von meinen PatientInnen!
Jetzt, nach einem Monat, stören wiederkehrende Hustenattacken das Sprechen und meine Stimme fordert noch immer Stimmübungen. Besonders für die Höhen der Singstimme.
Was habe ich im Akutstadium getan?
- Ich habe nur das Notwendigste gesprochen und das in moderater Lautstärke.
- Wenn ich gesprochen habe, dann OHNE Druck und mit kurzen Sätzen.
- Ich habe meine Stimme so angenommen wie sie war und nicht forciert.
- Ich habe natürlich NICHT geräuspert, nicht nur weil es schlecht für die Stimme ist sondern auch überhaupt nichts bringt! Hier der BLOGBEITRAG zu meinem Lieblingsthema: Räuspern ist Gift für die Stimme
- Ich habe noch mehr Wasser getrunken als sonst.
- Ich habe über die Erkrankung hinaus immer wieder Inhalationen mit Salbeiwasserdampf gemacht.
- Ich habe feuchtigkeitsspendende Lutschbonbons gelutscht.
- Ich habe ein Mal pro Tag Summübungen gemacht um die Stimmlippenmuskulatur zu entspannen.
- Wenn ich müde war, habe ich geschlafen.
- Und ich hatte immer einen Schal um meinen Hals. Tag und Nacht.
Ich kann mir meine Arbeitszeiten, sprich Sprechzeiten, stimmschonend einteilen. Mit vielen Pausen zwischen den einzelnen Sitzungen und durch jahrelange Erfahrung mit dem Thema Stimme, habe ich auch eine ausgeprägte Wahrnehmung und spüre rasch was gut tut und was nicht.
Was können Sie nach einer Coviderkrankung bzw. Verkühlung mit Husten tun? Was kann ich Ihnen raten?
- Sprechpause: Sollten Sie in einem Sprechberuf sein, machen Sie ebenfalls Pausen zwischen Ihren Sprechauftritten. Wirkliche schweigende Pausen! Ohne Telefonate oder Plaudereien mit KollegInnen.
- Mund halten: Halten Sie im Freien den Mund! Besonders wenn die Temperaturen kalt sind!
- Wasser trinken: Wasser macht Schleim dünnflüssiger und lässt ihn daher leichter weghusten.
- Summen: Machen Sie einmal ein zustimmendes „ MmmmHhhhh“. Das sollte Ihr Sprechton sein, den Sie hauptsächlich verwenden. Auf diesem Sprechton summen Sie einen kurzen Ausatem lang sanft vor sich hin. Wenn Ihre Stimme nicht sofort startet, bleiben sie entspannt. Sie wird schon klingen. Wiederholen Sie das Summen so an die zehn Mal. Mehr ist nicht notwendig. Wenn Sie es ein Mal pro Tag machen, werden Sie eine stimmliche Verbesserung bemerken.
Sollte Ihre Stimme nach 4 Wochen noch immer Probleme bereiten und nicht tragfähig sein, vereinbaren Sie bitte einen Termin bei einer Phoniaterin/einem Phoniater oder einer HNO-Ärztin/einem HNO-Arzt.
Das gehört unbedingt abgeklärt, damit es nicht ein chronisches Stimmproblem wird.
Hallo, Sanne!
Danke für Deine tolle Beschreibung des Hustenvorgangs und die vielen tollen Ratschläge. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir das eine oder andere Räuspern doch ab und zu passiert, nämlich dann, wenn ich mit mir ungeduldig verfahre, so nach dem Motto: „Das muss doch gehen“….
Danke für Deinen Bericht. Ich werde mich wieder disziplinieren und an Dich denken!!! 🙂
Liebe Uli! Danke für deine so positive Rückmeldung. Schön, wenn dir der eine oder andere Ratschlag geholfen hat. Denk an mich! Alles Liebe, Sanne
Liebe Sanne , auch ich möchte mich bedanken ! Großartig wie du es beschrieben hast und erklärt hast !!!
und danke für die Tollen Tipps !
ich werde mehr und mehr trinken…das hat geholfen und hilft mir auch sehr..
und weniger ist mehr ..beim reden 😉
lg
Liebe Ghazaleh, das freut mich! Ich hoffe mit „mehr und mehr trinken“ meinst du Wasser trinken 😉
glg Sanne