
Ich möchte in diesem Blog Post die unbewusste Verwendung und die damit verbundene Negativität von kriegsverwandten Ausdrücken aufzeigen. Ausdrücke, die oft ohne viel Nachdenken verwendet werden und die sehr wohl durch andere Formulierungen vermieden werden können.
Warum ist dieses Thema für mich so wichtig?
Es hat mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine zu tun und mit meiner persönlichen und sehr innigen Begegnung mit einer ukrainischen Familie.
Diese unmittelbare Nähe zum Krieg, machte mich sensibler für die martialischen Ausdrücke in unserer Umgangssprache.
Zum Beispiel: „Wir müssen in den Krieg ziehen, um dieses Problem zu lösen“
Das löste bei mir die Frage aus:
Ist das notwendig? Gibt es keine andere Ausdrucksform dazu?
Ja, die gibt es sicherlich!
Es gibt alternative, positivere Ausdrucksweisen, die mehr Zusammenarbeit, Dialog und Lösungskompetenzen betonen.
Oben angeführter Satz kann doch so formuliert werden: „Lasst uns gemeinsam eine Lösung entwickeln, die uns allen zugutekommt.“
Das ergibt doch sofort eine freundliche, kooperative und lösungsorientierte Atmosphäre.
Hier weitere Beispiele, wie so salopp dahin gesagte Sätze in positive Sätze geändert werden können:
- „Ich habe einen Anschlag auf Dich vor!“ → „Ich möchte Dich um etwas bitten!“
- „Feuer frei!“ → „Los geht’s!“
- „Wir stehen unter Beschuss“ → „Da kommt eine große Herausforderung auf uns zu“
- „Eine Schlacht schlagen“ → „Erfolg erzielen“
- „Schlagabtausch“ → „Konstruktiver Dialog“
- „Ziel ins Visier nehmen“ → „Gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten“
- „In die Offensive gehen“ → „Aktiv gestalten“
- „Mit voller Wucht“ → „Mit voller Energie“
- „Seine wichtigste Waffe ist seine Verlässlichkeit“ → „Auf seine Verlässlichkeit kann man vertrauen“
Sobald mir klar war, was mein diesmaliges Thema des Blog Posts sein wird, sind mir sehr viele Dialoge in Filmen oder Sätze in Büchern oder Artikeln aufgefallen, die ein kriegerisches wording verwenden. Oder dass im Sommer im Freibad der Ruf „Mach eine Bombe“ erschallt und Spritzpistolen verwendet werden.
Und auch diese Kennzeichnung des Privatbereiches in einem Lokal in Wien auf, fiel mir auf:

Das hätte sicherlich auch anders ausgedrückt werden können…….
Ich würde mich freuen, wenn dieser Artikel Ihre Aufmerksamkeit verändert.
Aus Respekt und Mitgefühl für die Menschen, die Krieg in unmittelbarer Nähe erleben müssen.
Lesen Sie hier, wie sich das Leben der ukrainischen Familie von einem Tag auf den anderen verändert hat:
Vor drei Jahren stellten wir einer ukrainischen Mutter mit ihren zwei Töchtern, die Räume neben meinem Studio zur Verfügung, nachdem der Angriffskrieg von Russland gestartet wurde. Die Mutter hat ihren Abschluss in angewandter Linguistik und Bildungsmanagement gemacht, der Vater ist Architekt und die Mädchen gehen in die Volksschule bzw. ins Gymnasium. Sie wohnten in Lemberg in einer neu gebauten Wohnung und ihr Leben unterschied sich nicht von dem einer gut situierten Familie in Österreich. Doch von einem Moment zum anderen hat sich ihr Leben komplett geändert. Die ersten Wochen waren noch dazu von der Furcht, dass der nicht ganz gesunde Ehemann eingezogen werden würde überschattet, doch die Erkrankung ließ eine Einberufung dann doch nicht zu.
Die ältere Tochter (12 Jahre) fühlte sich in Österreich zwar sicher, aber war sehr unglücklich, weil ihr ihr Vater, ihre Freunde und ihr gewohntes Leben sehr abgingen. Ebenso litt die jüngere Tochter (5 Jahre) wochenlang aus denselben Gründen an Alpträumen. Und die Mutter jonglierte das neue Leben tapfer mit Zuversicht und dem Versuch eine Normalität zu leben.
Nach dem Sommer ergab es sich, dass die ältere Tochter nach einem Ferialpraktikum in Lemberg, nicht mehr nach Wien zurückkehren wollte. Trotzdem das Leben in Lemberg, das weit im Westen der Ukraine liegt, ebenso vom Krieg geprägt wurde: mehrmals am Tag gab es Bombenalarm und sie musste im nächstbesten Keller oder Bunker Schutz suchen. Wenn sie Freundinnen traf, war das nur in nächster Nähe eines Bunkers erlaubt. Für den Fall eines Angriffs. Das alles war für sie aushaltbarer, als nach Wien zurück zu kehren. Und so beschloss auch die Mutter mit der jüngeren Tochter, schweren Herzens nach Lemberg zurück zu gehen.
Dann hieß es den Kriegsalltag bewältigen zu lernen, und daran hat sich bis jetzt nichts geändert:
Fast jede Nacht gibt es Bombenalarm. Sie lernten die verschiedenen Raketentypen voneinander zu unterscheiden um zu wissen, wann der Einschlag zu erwarten sei. Sie haben ihre Rucksäcke gepackt, mit Büchern, Spielsachen, Essen und Getränken um es im Keller für lange Zeit aushalten zu können. Nach jednächtlichen, mehrmaligen Sirenenwarnungen und Angriffen waren sie teilweise so erschöpft und müde, dass sie keine Kraft mehr fanden in den Keller zu hasten oder im Schlaf die Sirenen überhört haben. Die Volksschule für die Jüngere wurde nach der Wohnnähe und dem Luftschutzbunker ausgesucht. Oft fand der Unterricht dort statt. Trotz einer guten Raketenabwehr gab es auch in Lemberg mehrere Einschläge, mit massiven Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Und die sozialen Medien sind voll mit traurigen Todesnachrichten der gefallenen jungen Männer.
Ich bewundere diese ukrainische Familie, wie sie in solch schwierigen Lebensumständen, tapfer und zuversichtlich ihr Leben meistert. Wir haben über all die Zeit Kontakt und so erfahre ich viel über das Leben der Mädchen, erhalte Rezepte für ukrainische Kuchen, sehe Fotos der Familienfeiern oder ukrainischer Feste, aber auch Bilder der Zerstörung, wie die der neuen Volksschule, die gerade einmal ein halbes Jahr offen hatte.
Was ich über die Ukraine gelernt habe?
- Dass die Ukrainer_innen ihr Land lieben, dass sie sehr stolz auf ihr Brauchtum sind.
- Dass ihnen Bildung sehr wichtig ist und sie alles tun, um diese ihren Kindern zu ermöglichen.
- Dass es ein schönes Land ist, das fruchtbare Böden hat und alte traditionelle Kulturen.
- Dass sie religiös sind, viele Bräuche mit Gesang verbunden sind, Handwerk ein hohes Gut ist und dass ich es gerne in Friedenszeiten besucht hätte.